Kite - Aufbau des Schirms
Aufbau des Schirms
- Softkites, Ram-Air-Kites oder Matten sehen aus wie Gleitschirme und eignen sich vor allem zur Benutzung an Land, z. B. beim Snowboarden oder Allterainboarden. Es gibt aber auch Softkites mit geschlossenen Zellen, die man zum Surfen auf dem Wasser benutzen kann. Softkites mit offenen Zellen hingegen, würden sich bei einem Absturz im Wasser mit Wasser füllen und wären somit nur noch schwer flugfähig. Der Begriff Ram-Air bezieht sich auf die Stauluft zwischen Ober- und Untersegel, durch die der Schirm seine Form erhält. Die Flugstabilität wird grundlegend durch Waageleinen erzeugt. Softkites kommen z. T. mit 3 Leinen aus; manche Matten haben Anknüpfpunkte wie Tubekites (4-Leiner).
- Tubekites – C-Kites: besitzen Luftschläuche (Tubes): einen Frontschlauch, der dem Schirm eine „C-Form“ gibt und mehrere Querschläuche (Struts), die der „Segelfläche“ Stabilität geben. Diese Luftkammern werden vor dem Start auf einen Druck von ca. 6–8 psi aufgepumpt. Sie verhindern nach einer Wasserlandung das Versinken des Schirms und erleichtern so den Wasserstart. C-Kites waren die ersten Tubekites, finden allerdings auch heute im Freestyle Bereich besonders bei sehr guten Fahrern noch eine weite Verbreitung. Vorteile der C-Kites sind ein sehr direktes Fluggefühl, eine lineare Leistungsabgabe, geringe Barkräfte und ein hohes Potential an abrufbarer Leistung insbesondere bei Sprüngen im Freestyle Bereich. Durch im Vergleich zu Bow-Kites nur minimaler Depower sind diese Kites für Anfänger eher ungeeignet.
- Tubekites – Bow-Kites: Neben einem flacheren „C“ besitzt der Bogenschirm „Waageschnüre“ mit mehreren Anknüpfungspunkten am Drachen. Durch diese optimierte Form und „Aufhängung“, kann man durch Wegschieben der Bar den Anstellwinkel des Drachens zum Wind über einen im Vergleich größeren Bereich, bis nahezu 100 % Depower verstellen, d. h., im Normalfall zieht der Kite den Surfer nicht mehr unvermittelt nach Lee (siehe Gefahren).Somit ist der Kite sehr gut für anfänger geiegnet und wir meist auch bei Kursen eingesetzt. Nachteilig an Bow-Kites ist das oft indirekte Fluggefühl, was besonders im fortgeschrittenen Freestyle Bereich gegenüber C-Kites ein echtes Manko ist.
- Tubekites – Hybrid-Kites: Hybrid Kites bilden eine Mischung aus C-Kites und Bow-Kites. Sie sind wie Bow-Kites meist SLE (Supported Leading Edge) Kites, d. h. die Fronttube wird durch Waageleinen an mehreren Anknüpfpunkten stabilisiert. Dadurch ergbit sich ähnlich wie bei Bow-Kites eine hohes Depower Potential. Die Steuerleinen sind allerdings, ähnlich wie bei C-Kites, meistens direkt am Drachen angeknüpft. Daraus ergibt sich ein direkteres Flug- und Lenkgefühl sowie geringere Kräfte an der Bar. Diese Merkmale werden besonders von fortgeschrittenen Fahrern gefordert. Für Anfänger sind Hybrid-Kites nicht so fehlerverzeihend wie Bow oder Delta-Kites.
- Tubekites – Delta-Kites: Delta-Shape Kites sind eine Weiterentwicklung der Bowkites. Von der französischen Kitesurfmarke F-one Kites wurden sie 2007 auf den Markt gebracht und schnell von anderen Marken nachgeahmt. Sie werden mit 4–5 Leinen geflogen. Wie die Bowkites bieten sie eine fast 100%ige Depower und tragen dazu bei den Sport sicherer zu machen. Auch Deltakites haben an der Fronttube Bridles (Waageleinen) die es möglich machen den Kite in einen steileren Anstellwinkel zum Wind zu stellen und dadurch leichter und sicherer für Anfänger und Einsteiger zu fliegen sind. Die Kites besitzen eine Deltaform und ähneln den Bowkites. Deltakites sind zurzeit die Kites mit den besten Wasserstarteigenschaften. Sobald sie auf dem Wasser oder Schnee liegen, treiben sie an den Windfensterrand und lassen sich durch ziehen an der jeweiligen Steuerleine aus dem Wasser starten.
Verbindung zur Bar: Steuerung und Sicherheitsleinen
- 4-Leiner: Zwei Leinen sind für die Übertragung der Zugkräfte zuständig. Sie werden in der Mitte zur Depower-Leine zusammen geführt und über eine zentrale Durchführung sowie einer Schlaufe am Ende (chicken loop) am Trapezhaken befestigt. Die anderen zwei Leinen (Lenkleinen oder auch Bremsleinen) werden links und rechts an den Enden der Bar befestigt. Sie ermöglichen weitere aerodynamische Manipulationen wie: Lenken, Anstellwinkel verändern, Anbremsen.
- 5-Leiner: Die 5. Leine ist zentral oder als „Y“ an der Vorderkante der Fronttube befestigt. Der Drachen kann durch Zug an dieser Leine drucklos auswehen, was einen Gewinn an Sicherheit bedeutet. Beim Start aus dem Wasser hilft sie außerdem, den Drachen in eine günstige Startposition zu bringen (Umklappen). Eine trimmbare fünfte Leine dient der Stabilisierung des Drachenprofils und erweitert somit den nutzbaren Windbereich.
- 2-Leiner: Ein Zwei-Leiner lässt nur eine eingeschränkte Depower des Schirms zu. Durch Loslassen der Bar kann der Schirm in einer Notsituation sofort an einer der Leinen auswehen. Er hängt dann nur noch an der Sicherheitsleine, die oft am Trapez, früher am Handgelenk befestigt wird. Meist in der Anfängerschulung eingesetzt.
Start des Kites
Die Vorgehensweise beim Start des Schirms ist vom eingesetzten System abhängig. Beim Tubekite ist ein Starthelfer sinnvoll. Er fixiert den Schirm am Windfensterrand, wo der Schirm nicht so viel Zug entwickelt, so dass der Sportler den Schirm gefahrlos in den Zenit fliegen kann. Ohne Starthelfer kann der Schirm an einer umgeschlagenen Schirmecke mit Sand(säcken) am Boden gehalten werden. Zum Start werden die Sandsäcke durch Zug an den betreffenden Leinen abgeworfen und der Schirm steigt zum Himmel auf. Ostseebad Kühlungsborn
Bestimmte Ram-Air-Schirme können auch ohne Helfer gestartet werden. Diese Drachen sollten aber auch nicht wirklich in der direkten Leistungszone gestartet werden – es sei denn, der Wind ist unter 3 bft. Aus Sicherheitsgründen ist aber auch bei diesen Schirmen ein Helfer angebracht, der den Sportler davor bewahrt, ungewollt nach vorne gezogen zu werden. Das gilt, insbesondere bei extrem viel Wind, auch für den Tubekite-Start.
Start nach Absturz
Nach einer Wasserlandung von Tubeschirmen versucht der Kitesurfer den Drachen durch Be- und anschließendes Entlasten (in Richtung des Schirms schwimmend) der Frontleinen den Schirm auf den „Rücken“, d. h. die Schirm-Oberkante zu legen. Durch Steuerbewegungen, meist an einer der Bremsleinen, wird der Schirm vorsichtig aus der Leistungszone zum Windfensterrand bewegt. Dort kann der Schirm durch Zug an der nach oben weisenden Seite wieder gestartet werden. Systeme mit einer 5. Leine am Frontschlauch (vorderer, c-förmiger Schlauch) vereinfachen das Umklappen des Drachens und damit den Wasserstart. Insbesondere ist damit auch ein Start in der Leistungszone möglich, der bei Tubeschirmen ansonsten sehr gefährlich werden kann („Russenstart“), weil der Sportler je nach Windzug nach oben und vorne gerissen wird. Timmendorfer Strand
Liegt der Schirm andersherum ist ein sog. Rückwärtsstart möglich, wenn der Schirm eine entsprechende Vorrichtung hat. Mattenschirme (3-/4-Leiner) lassen sich recht einfach durch Ziehen an den Backleinen (Leinen, die an der Hinterkante des Schirms angebracht sind) rückwärts starten. Der Drachen erhebt sich dann rückwärts fliegend und kann nach Erreichen von einigen Metern Höhe durch eine 180°-Drehung wieder in die Vorwärtsposition gebracht werden. Einige Tubeschirme haben zum Rückwärts-Start spezielle Leinen, die über ein Umlenksystem oder direkt auf die Hinterkante des Schirms wirken, was ein Rückwärtsfliegen möglich macht. Rückwärtsstart-Systeme sind insbesondere zur Benutzung auf dem Land (auf Schnee) vorteilhaft.
Die sogenannten Bow-Schirme haben die Haupttube bogenförmig nach hinten geschnitten, sodass der Schirm nicht mehr mit der gesamten Vorderkante auf Land oder Wasser aufliegt. Durch eine aufgefächerte Anlenkung der vorderen Leinen sind zusätzlich die Ohren vom Untergrund bzw. Wasser abgehoben. Beim Neustart kann sich ein solcher Schirm ohne direkt auf dem „Rücken“ zu liegen ans Windfenster bewegen und wieder hochsteigen. Der Übergang aus der Powerzone ist wesentlich schneller und weicher.
Delta-Shape Kites sind zurzeit die Kites mit den besten Wasserstarteigenschaften. Sobald sie auf dem Wasser oder Schnee liegen, treiben sie an den Windfensterrand und lassen sich durch ziehen an der jeweiligen Steuerleine aus dem Wasser starten.
Steuerung
Mit einer „Lenkstange“ (Bar) wird es dem Kitesurfer ermöglicht, über die Leinen den Flug des Schirms im Windfenster zu steuern. Zur Richtungsänderung wird der Drachen behutsam auf die andere Seite bewegt und die dann erfolgende Halse mit der Kantensteuerung des Brettes unterstützt.
Der Kitesurfer regelt seinen Kurs und seine Geschwindigkeit über die Steuerung des Schirms und des Brettes. Die Kurse zum Wind können ähnlich wie ein Segler oder Windsurfer gewählt werden, das heißt gegen den Wind kann aufgekreuzt werden. Unterschiede ergeben sich gegenüber den anderen Segelsportlern unter anderem durch die Eigengeschwindigkeit und die Flughöhe des Drachens. Letztere beträgt je nach Leinenlänge maximal 30 Meter. In dieser Höhe ist der Wind meist stärker, konstanter und frei von Turbulenzen. Fliegt der Sportler den Drachen in voller Fahrt nach hinten oben, wird er durch den Auftrieb des Drachens in die Luft getragen. Es lassen sich große Sprünge – teils schon Flüge – vollbringen.